Wir, das sind Idia Ohenhen, Johanna Binder, Nicole Freller und Johanna Tesar, vertreten die Karl-Franzens-Universität Graz bei der European Human Rights Moot Court Competition (EHRMCC) 2019/20.
Jährlich wird für diesen internationalen Wettbewerb ein fiktiver Fall von Expert*innen des Europarates bzw. des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) erstellt, der aktuelle Rechtsfragen aufwirft, die sowohl schriftlich, als auch mündlich zu verhandeln sind. Seit Oktober haben wir uns intensiv mit dem Fall, relevanter Literatur sowie Urteilen des EGMR beschäftigt, um so zwei Written Submissions zu erstellen, eine aus Sicht des Respondents (Staat) als auch der Applicants (BeschwerdeführerInnen).
Nach der Deadline für die Written Submissions im Dezember begannen wir damit, uns ausführlich auf die mündliche Vorrunde in Göttingen vorzubereiten, die von 21. bis 23. Februar stattfand. Besonders hilfreich war in dieser Hinsicht nicht nur das Feedback unserer beiden Coaches, Prof. Gerd Oberleitner und Gregor Fischer, sondern auch das Rhetoriktraining mit Diplomsprechpädagogin Monika Schmidt. Die lange Anreise im Zug haben wir uns als Team nicht nur mit Teambuilding-Maßnahmen wie einigen Runden Stadt-Land-Fluss und vielen Witzen vertrieben, sondern uns auch noch intensiv auf unsere Pleadings vorbereitet.
Am Tag vor den ersten Pleadings nahmen wir an einem akademischen Vortrag zum Thema Legal Tech und Menschenrechte von Cord Brügmann (NGO European Lawyers in Lesvos – ELIL) und Johannes Maurer (BRYTER GmbH) an der Universität Göttingen teil. Im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens mit allen Teams und den OrganisatorInnen, wurden die aufeinandertreffenden Teams und die jeweiligen Rollen als Applicant bzw. Respondent für die beiden Pleading-Tage ausgelost.
Den ersten Tag des Wettbewerbs nutzten wir für letzte Vorbereitungen und eine Besichtigung von Göttingen, da unser Pleading auf Applicant-Seite erst am Nachmittag stattfand. Die Respondent-Rolle nahmen wir am Vormittag des nächsten Tages ein. Gut „aufgewärmt“ durch Übungen, die wir in den Rhetoriktrainings gelernt hatten und mit der richtigen Portion Aufregung begaben wir uns in den Gerichtssaal. Nach einer freundlichen Begrüßung des gegnerischen Teams wurde die Gerichtsverhandlung eröffnet und die Teams brachten ihre Argumentationen vor. Wie in der Realität stellten uns die RichterInnen Nachfragen, auf die es spontan zu antworten galt. Nach den Hauptvorbringen hatte jedes Team die Möglichkeit auf die Argumente des Gegenübers zu reagieren (Rebuttal bzw. Sur-Rebuttal).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die mündliche Vorrunde in Göttingen inhaltlich fordernd und spannend war. Die im Programm enthaltenen Abendveranstaltungen haben nicht nur die Stimmung aufgelockert, sondern boten uns auch die Gelegenheit, internationale Kontakte mit den Mitgliedern der teilnehmenden Teams zu knüpfen. Dank unseres überzeugenden Auftretens in Göttingen und unserer gelungenen Written Submissions schafften wir den Einzug in das Finale der EHRMCC, die eigentlich für Anfang April 2020 geplant war. Aufgrund der COVID-19-bedingten Situation wurde die Endrunde nun verschoben und findet von 2. bis 4. Juni 2020 online und nicht wie üblich in den Räumlichkeiten des Europarats und des EGMR in Straßburg statt. Die Zeit des European Human Right Moot Courts war bzw. ist für uns alle eine Bereicherung. Nicht nur weil wir uns während unseres Studiums noch nie so intensiv mit einem Fall auseinandergesetzt haben, sondern auch weil wir im Laufe der Zeit als Team stark zusammengewachsen sind. Bei den regelmäßigen Treffen wurde sowohl über juristische Argumente und Lösungsvorschläge diskutiert als auch am Teambuilding gearbeitet. Angesichts der vielen investierten Stunden waren wir umso glücklicher, es ins Finale geschafft zu haben. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei unseren beiden Coaches für ihre Unterstützung bedanken.
Wir freuen uns auf das Finale und darauf, die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Karl-Franzens-Universität auch dort würdig zu vertreten!
Einen Bericht über den Finaleinzug finden Sie auch hier: Portal der Rechtswissenschaften des REWI-Dekanats.